Besondere Schübe erfuhr „New Work“ im 19. Jahrhundert mit der Nutzung fossiler Energieträger und der Elektrizität für Antriebsmaschinen und Beleuchtung. Neueren Datums sind die Impulse durch die breite Nutzung der Mikroelektronik vor gut 50 Jahren, gefolgt von der Digitalen Revolution mit der Nutzung von Multimedia und der Internet-basierten Systeme ab etwa dem Jahr 1995. Die Frage der Qualifizierung der Erwerbstätigen, auch ihre Entlohnung, und der ganze Arbeitsmarkt erhielten eine neue Dynamik. Ein „New Work“ als humane Alternative zur kapitalistischen Konkurrenz im fand sich auch im „Sozialistischen Wettbewerb“ der Planwirtschaften. Damit sollten Arbeitsmotivation und Arbeitsbewusstsein, und so die qualitativen und quantitativen Produktionserfolge verbessert werden.
Die Sozialphilosophie der 1970er Jahre fand den Begriff des „New Work“. Erwerbsarbeit sollte als sinnstiftend und wertschöpfend erlebt werden – und dem „echten Willen“ der Arbeitstätigen entsprechen. „Wohl aber hält es die Kirche für ihre Aufgabe, immer wieder auf die Würde und die Rechte der arbeitenden Menschen hinzuweisen (…) und auch ihren Teil dazu beizutragen (…), dass ein echter Fortschritt für den Menschen und die Gesellschaft entsteht.“ – so Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981.
In der neuen Digitalen Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren Technologien der multimedialen Telekooperation und der Prozessdigitalisierung quasi „im Prinzip“ verfügbar – an ihrer breiten Akzeptanz mangelte es allerdings noch. Im Jahr 2020 erfolgten Corona-bedingt Einschränkungen von physischen Kontakten im privaten Bereich und im Geschäftsleben. Es wurden eiligst dislozierte Arbeitsplätze – Homeoffices – eingerichtet. In der Folge wurden die Arbeitsproduktivität und die Rolle der persönlichen Kommunikation diskutiert. Es wurde aber auch nach neuen Kontrollen gefragt, ob die Beschäftigten zuhause „wirklich“ arbeiten. Es ergab sich eine Ausweitung und Aufweichung der Arbeitszeit pro Tag; die Erwartungen an die isochrone Erreichbarkeit nahmen zu.
Bürokonzepte werden überarbeitet: Die Rolle der persönlichen Anwesenheit hat sich relativiert. Viele Unternehmen setzen auch nach Corona auf hybride Arbeitsformen, sofern die Art der Tätigkeit dies erlaubt. Die Ringvorlesung im Wintersemester 2024/2025 ermöglicht praxisnahe Einblicke und stellt das Thema „New Work“ in vielfältigen Facetten vor, ganz im Sinn eines von Diversität geprägten Offenen Diskurses. Die Dozierenden vertreten ein breites Spektrum von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Jede Veranstaltung ist als Vortrag mit Diskussion gestaltet, in deren Rahmen auch Fragen und Beispiele aus der Praxis eingebracht werden können. Die Materialien werden jeweils im Anschluss online im Netz zur Verfügung gestellt. Eine Publikation als Lecture Notes ist geplant.
Termin | Thema | Referentin/Referent |
14.10.2024, 16 Uhr | New Work – Einführung in das Thema und Erläuterungen zum Programm | Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, TH Aschaffenburg |
21.10.2024, 16 Uhr | New Work in der Internet-Wirtschaft – eine Erfolgsgeschichte | Lucia Falkenberg, Chief People Officer, DE-CIX Group AG |
28.10.2024, 16 Uhr | Neue Arbeit und Neue Räume – im Kopf und in Echt | Christian Stumpf, Consulting Director bie JLL / Frankfurt University of Applied Sciences |
04.11.2024, 16 Uhr | New Learning – Anforderungen und Lernkonzepte | Joachim Schmitt und Meike Schumacher, TH Aschaffenburg / Lernwelt Designstudios GbR, Christian Treindl, Blue Tomato Technologies GmbH |
11.11.2024, 16 Uhr | Die Vier-Tage-Woche in einem familiengeführten Hochtechnologie-Unternehmen | Dr. Heike Wenzel, Geschäftsführende Gesellschafterin, WENZEL Group |
18.11.2024, 16 Uhr | Die sozialökologische Transformation der Industrie fair gestalten | Dr. Katrin Mohr, Politische Sekretärin Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik, IG Metall |
25.11.2024, 16 Uhr | Menschen im New Work – The Human Side of Enterprise | Dr. Martin Lüdemann, Beratender Wirtschaftspsychologe, Wiesbaden |
02.12.2024, 16 Uhr | New Work – Arbeitsrechtliche Aspekte in einer modernen Arbeitswelt | Prof. Dr. Ralph Hirdina, TH Aschaffenburg |
09.12.2024, 16 Uhr | New Work – "Schöne neue Welt" der Arbeit? Anmerkungen aus der Perspektive abhängig Beschäftigter | Diözesanpräses Peter Hartlaub und Marcus Schuck, KAB Diözesanverband Würzburg e.V. |
16.12.2024, 16 Uhr | New Work in der produzierenden Industrie | Detlef Mücke, Senior Director Human Resources Süd- und Zentraleuropa, Magna International |
16.12.2024, 18 Uhr | Zwischen Elektrifizierung, Internet der Dinge und neuen Mobilitätskonzepten. New Work in der Automobilindustrie | Dr. Alexander Ziegler, Vorstandsmitglied, Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. |
13.01.2025, 16 Uhr | Resümee, Prüfungsaspekte, Fragen und Antworten | Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, TH Aschaffenburg |
Die Ringvorlesung ist ein Teil des Wissenstransfers an der TH Aschaffenburg, welcher der Qualifikation von Unternehmen aus der regionalen Wirtschaft, der Verwaltung und deren Erwerbstätigen dient. Die Vorlesungen stehen sowohl den Studierenden der TH Aschaffenburg, als auch allen interessierten externen Teilnehmerinnen und Teilnehmern offen. Sie finden in der Aula der Hochschule sowie online statt.
Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.mainproject.eu/ringvorlesung
Wie ist die Ringvorlesung organisiert?
Die öffentliche Ringvorlesung an der TH Aschaffenburg richtet sich nicht nur an die hiesigen Studierenden, sondern ist auch ein Teil des Wissenstransfers an der TH Aschaffenburg, der der Qualifikation von regionalen Unternehmen und Betrieben und deren Erwerbstätigen dient. Eine Anmeldung erfolgt für die Studierenden per Wahlfachbelegung, es ist ein AWPF mit 2 SWS Umfang und 2,5 ECTS Aufwand. Die Externen melden sich für die Teilnahme unter www.mainproject.eu/ringvorlesung an. Eine Teilnahme ist auch an einzelnen Vorträgen möglich. Es wird eine Prüfung (schriftliche Klausur) zum Ende des Semesters angeboten. Studierende melden sich regulär an. Die Teilnahme in Präsenz an mindestens acht der elf Termine ist Voraussetzung für die Prüfungsteilnahme. Auch externe Teilnehmende können an der Prüfung teilnehmen. Melden Sie sich hierzu per E-Mail bei Prof. Dr. Hofmann an (georgrainer.hofmann@ th-ab.de). Es wird auf Wunsch ein Zertifikat der bestandenen Prüfung ausgestellt.