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Neuer Double Degree mit französischer Partnerhochschule

Eine Gruppe von Studierenden im Europäischen Parlament mit Flaggen im Hintergrund

Im Interview teilt Masterstudentin Kim Seidel ihre Erfahrungen und Einblicke aus dem Double Degree-Programm der TH Aschaffenburg und der Universität Lille.

Seit dem Wintersemester 2024/25 haben Masterstudierende der TH Aschaffenburg und der Universität Lille die Möglichkeit, einen Doppelabschluss (Double Degree) in den Studiengängen "Management of European Affairs" (Universität Lille) und "International Management" (TH Aschaffenburg) zu erlangen. Dieses neue, integrierte Masterprogramm stärkt die deutsch-französische Hochschulkooperation. Beide Hochschulen demonstrieren damit eine verstärkte inhaltliche und strukturelle Zusammenarbeit. 

Pro Partnerhochschule können jeweils bis zu fünf Studierende einen Teil ihres Studiums bei dem jeweiligen Partner absolvieren. Dabei vertiefen sie nicht nur ihr Fachwissen in ihrem Masterstudiengang, sondern erweitern auch ihre fremdsprachlichen Kenntnisse und bauen wertvolle interkulturelle Kompetenzen auf und aus. 

Das Programm basiert auf Modulen eines integrierten englischen Studiengangs. An der Universität Lille liegt der Schwerpunkt auf der EU-Integration. Ergänzend werden Fremdsprachenmodule in Deutsch und Französisch sowie ein geplantes, gemeinsames Modul zur Europäischen Integration angeboten. Ein Praktikum oder eine Masterarbeit an der Partnerhochschule runden das Programm ab. 

Ansprechpartnerin an der Fakultät Wirtschaft und Recht ist Prof. Dr. Alexandra Angress, die das Programm mit ihren Kolleginnen und Kollegen an der Universität Lille gemeinsam ins Leben gerufen hat. Für Fragen zur Bewerbung und zur Förderung steht das International Office der TH Aschaffenburg zur Verfügung. Die Auslandsaufenthalte an der Partnerhochschule können mit dem EU-Programm ERASMUS+ gefördert werden. 

Kim Seidel studiert im 2. Jahr des Masterstudiengangs „International Management“ an der TH Aschaffenburg und ist die erste Double-Degree-Studierende der TH Aschaffenburg in diesem neuen bilateralen Programm. Im Interview berichtet sie darüber und erzählt von ihren persönlichen Auslandserfahrungen an der Partneruniversität Lille.

  • Impressionen vom Auslandsstudium in Lille - Studentin vor der Universität

    Masterstudentin Kim Seidel vor der Université de Lille.

Was hat Sie dazu motiviert, sich für das Doppelabschlussprogramm der TH Aschaffenburg und der Universität Lille in „Management of European Affairs“ zu bewerben?

Ein wichtiger Grund waren meine positiven Erfahrungen im Bachelorstudium, bei dem ich bereits einen Doppelabschluss an einer finnischen Partnerhochschule absolviert hatte. Ich wusste daher, dass ich diese Möglichkeit auch für meinen Master nutzen wollte. In einer Informationsveranstaltung erzählte uns Professorin Angress von der neu aufgebauten Double-Degree-Partnerschaft mit der Université de Lille in Frankreich, und ich war sofort begeistert. Frankreich hat mich schon immer fasziniert, und die Vorstellung, dort zu leben und zu studieren, während ich einen zweiten Abschluss erwerbe, war sehr verlockend. Zudem hatte ich bisher wenig mit dem Thema rund um die EU und „europäische Angelegenheiten“ zu tun und wollte mich intensiver damit auseinandersetzen.

Können Sie einige der lohnendsten akademischen und kulturellen Höhepunkte nennen?

Akademisch war einer der größten Höhepunkte für mich die Art und Weise, wie französische Studierende mit ihren Professorinnen und Professoren kommunizieren. Es ist ein deutlicher Unterschied zur deutschen Kultur: Wenn französische Studierende eine andere Meinung haben oder sich nicht respektiert fühlen, äußern sie das offen und starten oft eine Diskussion mit dem Dozenten oder der Dozentin. Ich war beeindruckt, wie diese Gespräche zu einem Kompromiss führen können.

[…] Da ich nicht in den Studentenwohnheimen auf dem Campus untergebracht war, hatte ich die Möglichkeit, mit Studierenden anderer Universitäten in Lille zusammenzuwohnen. Diesen Kontakt zu Erasmus-Studierenden aus unterschiedlichen Ländern empfand ich als sehr bereichernd. 

Ein weiteres besonderes Ereignis war die Studienreise nach Brüssel, wo wir drei Tage gemeinsam mit unserem Kurs verbrachten. Wir konnten verschiedene Vorträge von EU-Vertreterinnen und -vertretern hören und verschiedene EU-Institutionen besuchen. Zum Abschluss nahmen wir an einem Rollenspiel im Parlamentarium teil, bei dem wir unser Verhandlungsgeschick unter Beweis stellen konnten.

  • Studierende vor dem dem Europäischen Parlament in Brüssel

    Studierende vor dem Europäischen Parlament in Brüssel

  • Studentinnen an der Université de Lille

    Studierende bei einer Exkursion zum Europäischen Parlament in Brüssel.

Welche Unterschiede haben Sie beim Studium in Frankreich im Vergleich zu Deutschland festgestellt?

Der Stundenplan in Frankreich ist deutlich voller als in Deutschland. Während des Semesters hat man regelmäßig Aufgaben, und jede Veranstaltung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die zur Endnote beitragen. Das Studium in Frankreich erinnert mich eher an das Schulsystem in Deutschland. Der Arbeitsaufwand in kleinen Kursen ist vergleichbar mit dem Arbeitsaufwand für größere Veranstaltungen in Deutschland. Ein weiterer Unterschied: In Frankreich ist es eher unüblich, als Werkstudentin oder -student zu arbeiten, und ehrlich gesagt bleibt dafür auch nicht viel Zeit. Während der Hauptvorlesungszeit, von Montag bis Freitag, hatte ich intensiven Unterricht, was jedoch auch bedeutet, dass man mehr Zeit mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen verbringt.

Gab es Herausforderungen? Wie haben Sie diese gemeistert?

Ehrlich gesagt, gab es nicht viele große Herausforderungen. Natürlich gab es einige kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren, aber meine französischen Kommilitoninnen und Kommilitonen waren sehr hilfsbereit und haben gerne ihre Kultur mit mir geteilt. Eine Herausforderung war für mich eher der administrative „Dschungel“, den ich von der TH Aschaffenburg und im Rahmen meines Bachelorstudiums nicht gewohnt war. Mit der Zeit aber gewöhnt man sich daran.

  • Impressionen vom Auslandsstudium in Lille
  • Impressionen vom Auslandsstudium in Lille
  • Impressionen vom Auslandsstudium in Lille - gedeckter Tisch mit Tapas
  • Impressionen vom Auslandsstudium in Lille - Ansicht Lilliad (Uni Lille)

Wie wird das Studium im Rahmen dieses Doppelabschlussprogramms Ihre beruflichen Ziele beeinflussen?

Das Programm hat meine internationalen und interkulturellen Kompetenzen deutlich erweitert. Das Studium in Frankreich hat mir zudem wertvolle Einblicke in europäische Angelegenheiten vermittelt, die mir andernfalls vielleicht entgangen wären. Es hat mir gezeigt, wie spannend die EU ist und wie viele verschiedene Themen und Bereiche es gibt, in denen man sich engagieren kann. Ich konnte mein Wissen in diesem Bereich vertiefen und dabei auch zahlreiche Karrierechancen entdecken, die die EU mit ihren Institutionen bietet, wie zum Beispiel Praktika.

Dank dieses Auslandssemesters kann ich nun meine Masterarbeit in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen mit Fokus auf Frankreich und Deutschland verfassen. Das Doppelabschlussprogramm half mir, ein spannendes Thema und das passende Unternehmen zu finden und die Kontakte, die ich während meiner Abschlussarbeit geknüpft habe, konnte ich gezielt nutzen. 

Ich habe eine Menge dazugelernt!

Kim Seidel

Welche konkreten Einblicke haben Sie durch dieses Programm in die europäische Integration und das Management europäischer Angelegenheiten gewonnen?

Ich habe eine Menge dazugelernt. Vor dem Programm hatte ich nur ein grundlegendes Verständnis der EU, aber in Lille habe ich die verschiedenen EU-Programme und eine Vielzahl an Projekten kennengelernt und auch erfahren, dass es bei der EU nicht nur um Recht oder Politik geht. Besonders spannend fand ich eine Vorlesung zur Lobbyarbeit in der EU, die wir mit der Lobbyarbeit in der Musikindustrie verglichen haben – ein Thema, an das ich bei der EU nie gedacht hätte.

Welchen Rat würden Sie potenziellen Studierenden geben, die dieses Double Degree-Programm in Betracht ziehen?

Ich würde empfehlen, ruhig und geduldig zu bleiben, da sich der Stundenplan vor Ort oft ändern kann. Anfangs kann es etwas chaotisch wirken, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Wichtig ist auch, sich bewusst zu machen, dass das Programm einen klaren Schwerpunkt auf die EU hat – EU-Themen finden sich in jedem Fach wieder. Und natürlich sollte man nicht vergessen, diese Erfahrung zu genießen! Lille ist eine wunderschöne Stadt und bietet die perfekte Lage, um nicht nur den Norden Frankreichs, sondern auch Belgien zu erkunden.