Mit dem Einzug der „Denkfabrik Nachhaltige Energien“ in das Gebäude der Energieversorgung Alzenau (EVA) wurde am 16. Oktober 2023 ein wichtiger Meilenstein für den Aufbau des neuen Technologietransferzentrums in der Region Bayerischer Untermain gefeiert.
Die Bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, MdL, eröffnete das NETZ in Alzenau in Vertretung für den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder. Sie hatte sich gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Winfried Bausback, ebenfalls unter den Gästen, auf politischer Ebene intensiv für die Ansiedlung eines weiteren TTZ in der Region eingesetzt. Symbolisch überreichte sie Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth, Präsidentin der TH Aschaffenburg, und Prof. Dr.-Ing. Klaus Zindler, Vizepräsident für Forschung und Transfer, eine Plakette mit der Fördersumme. In ihrer Rede informierte Digitalministerin Gerlach über die Transferoffensive „Hightech Transfer Bayern“ und stellte die Bedeutung der TTZ für die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Freistaat heraus. "Die Errichtung der Zentren im Rahmen der Hightech Agenda Bayern schafft innovative, angewandte Forschung von Hochschulen für Unternehmen in allen Regionen des Freistaats. So stärken wir mit den Zentren besonders den Mittelstand im ländlichen Raum und tragen dazu bei, eine vergleichbare Entwicklung in Stadt und Land sicherzustellen", so Judith Gerlach.
Die Bayerische Staatsregierung habe die Technologietransferzentren als ein zentrales Element der 2023 gestarteten bayerischen Technologie-Offensive „Hightech Transfer Bayern“ aufgenommen und investiere insgesamt 103 Mio. Euro in insgesamt 15 neuen TTZ in ganz Bayern, erklärt Judith Gerlach.
„Die TH Aschaffenburg verfügt über ein hohes Maß an Expertise und Forschungskompetenz. Dies hat sie insbesondere auf den Gebieten der nachhaltigen Energiegewinnung, -speicherung und -verteilung. Aber auch im Bereich Transformation von industriellen Prozessen verfügt sie über viel Fachwissen. Ich kann mir daher keinen besseren Partner für dieses TTZ vorstellen.“
Sie hob auch die Rolle der Digitalisierung für den Erfolg der Energiewende hervor.
Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hat der TH Aschaffenburg eine Anschubfinanzierung von 5 Millionen Euro für Oktober 2023 bis September 2028 bewilligt, um das NETZ in Alzenau gemeinsam mit regionalen Unternehmen und kommunalen Partnern aufzubauen. Die unentgeltliche Bereitstellung von Büro- und Laborflächen durch die EVA und die Stadt Alzenau ermöglicht die Verwirklichung dieses wegweisenden Projekts.
Neben der Denkfabrik, der Zentrale des NETZ in den Büroräumen der EVA, gehört zum neuen Technologietransferzentrum auch ein Laborzentrum, das im ehemaligen Musikschulgebäude der Stadt Alzenau eingerichtet wird. Zusätzlich sind „Reallabore“ vor Ort bei kooperierenden Unternehmen geplant, in denen zu ausgewählten Themen, wie Ganzjahresenergiespeicher oder Energiemanagement von Smart-Home-Systemen, geforscht wird.
Die Forschungsschwerpunkte des NETZ in Alzenau sind von großer gesellschaftlicher Relevanz und konzentrieren sich auf die nachhaltige Energiegewinnung, Energiespeicherung und -verteilung sowie die Transformation industrieller Prozesse hin zu höherer Energieeffizienz. Die TH Aschaffenburg bringt ein hohes Maß an Expertise und Forschungskompetenz in diesen Themenbereichen ein. Zudem passt das Thema sehr gut in das wirtschaftliche Umfeld, das sich in Alzenau und Umgebung angesiedelt hat.
Die Ziele des NETZ sind vielfältig und beinhalten den Beitrag zur erfolgreichen Energiewende am Bayerischen Untermain, die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft durch enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, insbesondere kleinen und mittelständischen Betrieben, die Ausbildung von Fach- und Führungskräften für die Region, sowie die Einwerbung von Drittmitteln durch Auftragsforschung und Förderprojekte.
„Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit mit den kommunalen Partnern und regionalen Unternehmen“, so Prof. Dr.-Ing. Klaus Zindler, Vizepräsident für Forschung und Transfer.
„Gemeinsam wollen wir mit dem Technologietransferzentrum „Nachhaltige Energien“ (NETZ) einen wichtigen Beitrag zu einer erfolgreichen Energiewende am Bayerischen Untermain leisten. Unser besonderer Dank gilt dem Freistaat Bayern für die Anschubfinanzierung sowie der Stadt Alzenau und der Energieversorgung Alzenau GmbH für die Überlassung der Räumlichkeiten.“
Gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit von Hochschule, Kommune, Landkreis und Politik zur Förderung der Energiewende
Stephan Noll, Erster Bürgermeister, betonte die Vorreiterrolle der Stadt Alzenau auf dem Gebiet des Klima- und Umweltschutzes und wies auf die jüngste Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts hin. Er hob zudem die Aktivitäten der "Wasserstoffgruppe Alzenau" hervor, die sich für den Anschluss des Bayerischen Untermain an eine Wasserstoffpipeline und die Implementierung von wasserstoffbasierten Ganzjahresspeichern einsetzt.
„Das TTZ für nachhaltige Energien passt ideal zu Alzenau. Ob Solarstadt, Wasserstoffstadt oder Mittelpunkt für die Entwicklung innovativer Energiespeicher – das TZZ kann bisherige und künftige Innovationen in diesen Bereichen vor Ort bündeln und auf den Weg bringen. Alzenau wird dadurch noch stärker Inkubator für zukunftsweisende Entwicklungen auf dem Gebiet nachhaltiger Technologien.“
Dr. Alexander Legler, Landrat des Landkreises Aschaffenburg würdigte die Gründung des NETZ in seinem Grußwort als gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit von Hochschule, Kommune, Landkreis und Politik zur Förderung der Energiewende in der Region.
Zahlreiche renommierte Unternehmen aus dem Landkreis Aschaffenburg beteiligen sich an diesem wegweisenden Vorhaben, so zum Beispiel das Batteriemontagezentrum – BMZ-Group in Karlstein, ein Marktführer auf dem Gebiet der Lithium-Ionen-Batterien und wichtiger Kooperationspartner der Hochschule, CMBlu Energy AG in Alzenau, Hersteller von organischen Großspeichern oder die Greenerity GmbH in Alzenau, die Membrane für Brennstoffzellen und Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung entwickeln.
Auch der stellvertretende Landrat des Landkreises Miltenberg, Bernd Schötterl, unterstrich, wie wichtig das NETZ für Verwirklichung der Energiewende am Bayerischen Untermain sei und worauf es dabei ankomme:
„Transformation, Innovation und Reflexion brauchen von uns allen insbesondere eines: Mut. Den Mut zur Veränderung, den Mut niemals aufzugeben und den Mut gemeinsam unser aller Zukunft nachhaltig zu gestalten.“
Bei den Führungen der Gäste durch die „Denkfabrik Nachhaltige Energien“ im EVA-Gebäude gaben technische Präsentationen und Demonstrationen Einblick in die aktuelle Forschung an der TH Aschaffenburg rund um das Thema „Nachhaltige Energien“.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr.-Ing. Johannes Teigelkötter stellte das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt LeMoStore vor, das sich mit modularen Energiespeichern und deren Anwendung im öffentlichen Stromnetz sowie in Unternehmen befasst mit dem Ziel, die Qualität und Stabilität des Netzes zu gewährleisten. Die Vorführungen verdeutlichten die Bedeutung dieser Technologie angesichts der volatilen erneuerbaren Energien wie Solar- und Windenergie. Es wurden eine Stufe der Multi-Level-Umrichtereinheit inklusive Speicher als Hardware gezeigt und Live-Messungen an dem Demonstrator (Oszillogramm) durchgeführt.
Die Demonstration der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Kilian Hartmann hatte „Energy Sharing“ zum Thema. Sie stellte ein Modell vor, das die Grundfunktionen einer Software zeigt, an der Doktorand Sven Müller in seinem Forschungsprojekt arbeitet. Diese Software soll in Zukunft dabei helfen, den Strom in industriellen Anlagen effizienter zu nutzen und Geld zu sparen.
Aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr.-Ing. Klaus Zindler präsentierten die Doktoranden Manuel Gorks, Luca Spielmann und Timm Sauer Poster zu den Themen „Optimierung von Wärmepumpensystemen“ und „Integration in Smart-Home-Systeme“, „KI-gestützte Regelalgorithmen zur Optimierung innerbetrieblicher Energiesysteme“ und zum Projekt „Kooperative Autonome Intralogistik Systeme“ (KAnIS).
Das Kooperationsprojekt mit einem Gas- und Strom-Großverbraucher stellte die AG von Prof. Dr.-Ing. Michael Mann vor. Die Gruppe hat den Energieverbrauch des Unternehmens über einen bestimmten zeitlichen Verlauf gemessen und den Gästen die Daten präsentiert. Das Hauptziel der Zusammenarbeit zwischen der Technischen Hochschule und dem Unternehmen ist es, eine geeignete Photovoltaik-Anlage zu planen und ein wirtschaftlich rentables Energiespeicherkonzept zu entwickeln.
Dieses Beispiel zeigt, wie das Technologietransferzentrum (TTZ) die örtlichen Unternehmen bei ihren Bemühungen zur Energieeinsparung und zur Reduzierung von CO2-Emissionen unterstützt, indem es maßgeschneiderte Konzepte erstellt.
Bild ganz oben (v. l. n. r.): Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Klaus Zindler, Staatsministerin Judith Gerlach, Präsidentin Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth und Bürgermeister Stephan Noll