Dilan, du hast an der RWTH Aachen dein Bachelor- und Masterstudium absolviert. Wie bist du auf die TH Aschaffenburg und die Möglichkeit zur kooperativen Promotion aufmerksam geworden?
Mit meinem Studium an der RWTH Aachen habe ich ein sehr gutes, wissenschaftliches Fundament aufgebaut, das ich in meinen Beruf als Projektleiterin für Digitalisierung mitnahm. Die Richtung war also: von der Wissenschaft zur Praxis. Mit den Jahren sammelte ich wertvolle Erfahrungen aus den Digitalisierungsprojekten in den verschiedensten Industrieunternehmen wie RWE Power, thyssenkrupp etc., die wiederum interessant für die Wissenschaft sind. So wollte ich den Brückenschlag nun von der Praxis in die Wissenschaft schlagen und dabei den Bezug zur Praxis kontinuierlich beibehalten. Über LinkedIn bin ich 2021 auf die spannende Ausschreibung der externen Promotion an der THAB aufmerksam geworden und habe mich direkt beworben.
Die regelmäßigen Doktorandenkollegs der TH AB sind für mich eine inspirierende Bereicherung. Wir treffen uns alle zwei bis vier Wochen und tragen unsere Ergebnisse zusammen, die wir diskutieren und weiterentwickeln. Die Zusammenarbeit zwischen Professoren und Doktoranden ist sehr fruchtbar, die ich an der TH AB sehr schätze und für meine Forschung als sehr hilfreich erachte.
Du lebst in Aachen – deine Betreuerin Frau Schork ist an der TH Aschaffenburg. Wie erfolgt euer Austausch?
Unser Austausch folgt ganz dem aktuellen Zeitgeist: wir arbeiten alle dezentral und ziehen (trotzdem) am selben Strang. Unsere Gespräche erfolgen virtuell, unsere Ergebnisse sind zentral nachverfolgbar. Ich finde diese Art der Zusammenarbeit sehr modern und effektiv. Darüber hinaus steht demnächst ein Vor-Ort-Workshop in Köln statt, worauf ich mich sehr freue.
„Die Zusammenarbeit zwischen Professoren und Doktoranden ist sehr fruchtbar, die ich an der TH AB sehr schätze und für meine Forschung als sehr hilfreich erachte.“
Dein Promotionsthema dreht sich um Software-Lösungen für eine nachhaltige Wertschöpfungskette. Wie bist du auf das Thema gekommen und wie lange hat die Erarbeitung gedauert?
Mit Nachhaltigkeit verbinden die meisten „Ökologie“ – und können beispielsweise den Begriff von nachhaltiger Digitalisierung nicht nachvollziehen. Nachhaltigkeit ist so viel mehr. Es ist das Ganze, das Umfängliche – die Notwendigkeit dieser ganzheitlichen Denke wurde mir bereits in den beruflichen Projekten klar, da die Praxis von abgetrennten Insellösungen geprägt ist. Den Bedarf eines nachhaltigen Ansatzes aus der Praxis habe ich dann mit dieser Gelegenheit zur wissenschaftlichen Frage formuliert. Es lag mir schon lange auf dem Herzen, weswegen die Erarbeitung nicht lange dauerte.
In deiner Promotion forschst du an einer digitalen Lösung für nachhaltige Arbeitssysteme – diese soll in einem Pilotprojekt umgesetzt werden. Wie kann man sich das vorstellen?
Mit der Methodik des morphologischen Kastens soll ein Beschreibungsmodell für eine Software entworfen werden, die alle Dimensionen der Nachhaltigkeit bedient. Die entworfene Software soll dann programmiert und in einer Testumgebung in der Industrie als Pilotprojekt eingesetzt werden. Wie zu Anfang erwähnt, will ich mit den Erkenntnissen der Wissenschaft wieder den Brückenschlag zur Praxis eingehen und direkt erste Erfahrungswerte im Feld sammeln.
Dein Promotionsvorhaben ist sehr praxisorientiert. Was schätzt du an der Kombination aus Theorie und praktischer Anwendung?
Ich denke, dass wir nur mit der Kombination aus Theorie und praktischer Anwendung Fortschritte erlangen. Die Erkenntnisse aus beiden Seiten müssen kontinuierlich ausgetauscht werden. Sofern beide voneinander abgekapselt sind, kann Innovation nicht entstehen.
Du bist als Projektleiterin im Bereich „Digitale Transformation“ tätig. Wie profitierst du in deinem Arbeitsalltag von deiner Forschung und umgekehrt?
Die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis ist sehr fruchtbar. Durch meine Forschung habe ich nun das Bindeglied und will den wissenschaftlichen Bezug in meiner beruflichen Laufbahn nicht vermissen. Innovation lebt vom Austausch – aus beiden Richtungen.
Die Konzeption moderner Lösungen aus der Theorie gepaart mit bewährten Methoden aus der Praxis sind der Treiber für nachhaltige Fortschritte.
„Wie sollte es möglich sein, dass ein Teil das Ganze erkennt?“ - Blaise Pascal
Netzwerk ist das Handgeben, zum Ganzen werden. Nur mit der Liebe zum Ganzen, können wir etwas bewegen. Mein Rat ist daher Offenheit und das Streben nach dem Ganzheitlichen. Eindimensionalität und Abgetrenntheit führen zu Tunnelblicken, in denen wir uns am Ende selbst verlieren – statt selbst verwirklichen.