Du hast deinen Bachelor an der TH AB absolviert, für deinen Master warst du an der Hochschule Mannheim. Dann bist du wieder an die TH AB gekommen. Wie hat sich das ergeben?
Ich wollte etwas Technisches studieren und habe mich für ein duales Mechatronik-Studium in Aschaffenburg entschieden. Danach habe ich mich meinen Master in Wirtschaftsingenieurwesen in Mannheim gemacht, um BWL draufzusatteln. Als ich am Ende des Masters nach einer Masterarbeit gesucht habe, hat sich Herr Prof. Dr.-Ing. Abke bei mir gemeldet. Anschließend haben wir nach Schnittpunkten gesucht – zwischen seinem damals neuen Projekt EVELIN und einem Masterarbeitsthema. So habe ich mich dann in meiner Masterarbeit mit Sollkompetenzen aus Arbeitsmarktsicht für die Studierenden im Bereich Mechatronik beschäftigt. Da es mir ziemlich viel Spaß gemacht hat, in dem Projekt zu arbeiten, habe ich mich anschließend auf die wissenschaftliche Mitarbeiter-Stelle mit der Möglichkeit zur Promotion beworben. So wurde ich zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin im Projekt EVELIN.
EVELIN steht für Experimentelle Verbesserung des Lernens von Software Engineering. Am Projekt waren fünf bayerische Hochschulen beteiligt. Es ging darum, wie man das Lernen für Studierende im Bereich Software Engineering erleichtert. Software Engineering ist ein bestimmtes Modul im Studiengang Mechatronik. Wir haben uns damit auseinandergesetzt, welche Herausforderungen z. B. bzgl. Lernhindernissen oder Lernmotivation gibt es bei den Studis, welche Ziele verfolgen wir, was wollen wir ihnen mitgeben. Das waren verschiedene Bereiche, wo wir uns fachdidaktisch Gedanken gemacht haben. Anschließend haben wir Konzepte entwickelt und in der Praxis erprobt, evaluiert, usw. – ähnlich einem Qualitätsmanagementzyklus.
Es gab in der ersten Phase der Förderlinie eine wissenschaftliche Begleitung für jeden Standort. Herr Abke hatte bereits bevor ich im Projekt angefangen habe, Kontakt zu Frau Prof. Dr. Ira Diethelm aus Oldenburg aufgebaut. Frau Diethelm habe ich im Laufe des Projekts kennengelernt und das hat einfach gepasst, deswegen ist dort die Promotion zu Stande gekommen. Frau Diethelm hat den Lehrstuhl für Didaktik der Informatik inne und das ist fachlich am „nächsten“ zu Hochschuldidaktik im Bereich Software Engineering.
„Ich habe mich schon im Bachelorstudium an der TH AB wohlgefühlt – es ist einfacher ein toller Campus und ein schönes Umfeld.“
Der Titel lautet „Studentische Vorstellungen in Software Engineering“. Ich untersuche mit welchen Ideen und Denkmustern Studierende in das Modul Software Engineering eintreten. Das können zum einen Anknüpfungspunkte sein, also Vorwissen oder die Ideen, was das sein könnte. Auf der anderen Seite können das potenzielle Lernhindernisse sein, wenn sie sich etwas vorstellen, was komplett konträr zur Praxis oder dem anerkannten Fachwissen ist. Bis dato gibt es fast keine Untersuchungen, welche Vorstellungen Studierende im Bereich Software Engineering mitbringen. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie sich das Ganze sortieren lässt, wie sich Muster erkennen lassen, wie man damit in der Lehre umgehen kann. Ich versuche, aus den qualitativen und quantitativen Daten, die ich erhoben habe, Maßnahmen abzuleiten, die man aktiv in der Lehre anwenden kann. Am Ende würde ich den Professoren gerne einen Fragenbogen an die Hand geben. Auf der anderen Seite möchte ich Lösungsansätze wie Ratschläge und Umgangsformen definieren.
Als ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen habe, gab es das iDok noch nicht. Aber in den letzten Jahren war ich dann bei den Postersessions und Vorträgen dabei. Ich schätze den interdisziplinären Austausch und die Möglichkeit, dass man Einblicke in andere Dissertationen bekommen kann.
Wie resümierst du deine Zeit an der TH AB? Also Bachelorstudium, deine Zeit als Lehrbeauftragte, als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Doktorandin.
Ich habe mich schon im Bachelorstudium an der Hochschule wohlgefühlt – es ist einfach ein toller Campus und ein schönes Umfeld. Daher habe ich auch meine Masterarbeit dort geschrieben und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin aktiv. Ich schätze es auch, dass die Hochschule relativ klein ist und gefühlt jeder jeden kennt.
Das deckt sich in vielen Punkten mit dem, was ich vorher gemacht habe. Im Bereich Leit- und Sicherungstechnik sollen in den kommenden Jahren die Stellwerke auf digitale Stellwerke umgestellt werden. Meine Aufgabe ist es, die fachliche Qualifizierung des Personals durch neue – vor allem auch digitale – Lehr-Lern-Konzepte, die Gestaltung von neuen Trainingszentren und allem, was dazugehört, sicherzustellen. Ich entwickle also vor allem Konzepte, wie die Qualifizierung gestaltet werden kann. Hierbei kann ich viele Methoden und Konzepte aus meiner Tätigkeit an der TH übertragen. Wir machen uns aktuell Gedanken, wie die Zielgruppe aussieht, welche Herausforderungen sie hat und wie man ihnen die Inhalte ihrer zukünftigen Arbeit möglichst gewinnbringend und nachhaltig vermitteln kann. Das sind natürlich ganz andere als bei den Studierenden.
Scheut nicht davor zurück. Wenn man die Ambition hat, sollte man es auf jeden Fall versuchen. Es ist wichtig, sich mit dem Thema identifizieren zu können, da man die Motivation braucht, jahrelang durchzuhalten. Es ist auch so, dass nicht immer alles so klappt, wie man es sich vorgestellt hat, es gibt immer mal Rückschläge und Frustration. Da muss man aber einfach dranbleiben. Außerdem sollte man auf diejenigen zugehen, die so etwas forcieren könnten und sein Netzwerk nutzen.